Komponistinnenfestival

her:voice

09. bis 12. Mai 2024
Bach, Mozart, Verdi – kaum jemand, der diese Namen nicht kennt. Wie aber sieht es mit ihren komponierenden Zeitgenossinnen aus? Von Barbara Strozzi über Ethel Smyth bis hin zu Olga Neuwirth – es gab und gibt sie, die Komponistinnen, doch bis heute haben ihre Namen in Konzertprogrammen und Opernspielplänen Seltenheitswert. Das neue Festival „her:voice“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Blick über die Grenzen des Kanons hinaus zu werfen und das musikalische Schaffen von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar zu machen. Neben den Aufführungen auf der Opern- bzw. Konzertbühne bietet ein begleitendes Symposium die Möglichkeit, das Erlebte zu reflektieren und zu diskutieren.

Bereits der Blick auf die Opernbühne lädt in dieser ersten Ausgabe des Festivals zu einer spannenden Neuentdeckung ein: 200 Jahre nach der Uraufführung erlebt Louise Bertins (1805-1877) Oper „Fausto“, deren Libretto die Französin selbst verfasste, ihre „Wiedergeburt“ am Aalto-Theater (Regie: Tatjana Gürbaca) – und ergänzt damit die Reihe existierender „Faust“-Vertonungen ihrer Kollegen Gounod, Berlioz und Boito. Eine ähnlich vielseitige Künstlerin steht im Fokus des Konzertgeschehens: Im Gesprächskonzert bietet sich die Gelegenheit, die Komponistin, Dirigentin, Pianistin, Autorin und bildende Künstlerin Lera Auerbach (*1973) und ihr Schaffen kennenzulernen, bevor das zehnte Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker Auerbach als Solistin ihres eigenen Klavierkonzerts in den Alfried Krupp Saal führt. Ergänzt wird das Konzertprogramm von den außergewöhnlichen Werken zweier US-Amerikanerinnen: Als Inspiration für Missy Mazzolis (*1980) „River Rouge Transfiguration“ dienten einst der Lärm und der Schotter Detroits. Florence B. Price (1887-1953) wiederum – die erste Afroamerikanerin, die als Komponistin klassischer Musik in die Geschichte einging – verbindet in ihrer Sinfonie Nr. 3 klassische Formen mit dem Liedgut der afroamerikanischen Musiktradition.

Weitere Facetten des Schaffens komponierender Frauen fördert die Kooperation mit der Philharmonie Essen zutage: Mit „Drama Queens“ widmet sich Christina Pluhar großen Frauenfiguren des Barock, ein Kammerkonzert beleuchtet das Schaffen Clara Schumanns (1819-1896). Augusta Holmès’ (1847-1903) „La Montagne Noire“ im Opernhaus Dortmund schlägt schließlich den Bogen zum parallel stattfindenden Wagner-Kosmos. Im Zusammenspiel von Theorie und Praxis bieten darüber hinaus Vorträge und der Austausch mit namhaften Wissenschaftler*innen wie Inga Mai Groote (Universität Zürich), Kordula Knaus (Universität Bayreuth), Nicole K. Strohmann (Universität für Musik und darstellende Kunst Graz), Antje Tumat (Universität Paderborn) sowie Melanie Unseld (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) die Möglichkeit, das Schaffen komponierender Frauen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und bisher Ungehörtes (und Ungesehenes) kennenzulernen.

Das Festival „her:voice“ findet in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien statt.
Do 09.05.2024 19:30 Uhr
Werke von Florence Beatrice Price, Lera Auerbach und Missy Mazzoli
Mit: Anu Tali (Dirigentin), Lera Auerbach (Klavier) und Wibke Gerking (Moderation)
Fr 10.05.2024 14:00 Uhr
Keynote „Komponistinnen im Opernrepertoire. Ein historischer Überblick“
Mit: Melanie Unseld
Fr 10.05.2024 15:15 Uhr
Mit: Lera Auerbach und Anu Tali, Eduardo Rodríguez Romanos (Kontrabass), Savina Kationi (Moderation)
Fr 10.05.2024 16:45 Uhr
Komponierende Frauen damals und heute - Gesprächsrunde zu Florence B. Price und Missy Mazzoli
Mit: Antje Tumat, Katharina Uhde, Arno Lücker,
Stefan Keim (Moderation)
Fr 10.05.2024 19:30 Uhr
Werke von Florence Beatrice Price, Lera Auerbach und Missy Mazzoli
Mit: Anu Tali (Dirigentin), Lera Auerbach (Klavier) und Wibke Gerking (Moderation)
Sa 11.05.2024 11:00 Uhr
Vorträge zu den sozialen Bedingungen für Komponistinnen in Frankreich des 19. Jh., Weiblichkeit und Kunst bei Richard Wagner sowie Louise Bertins „La Esmeralda“
Mit: Nicole K. Strohmann, Kordula Knaus,
Inga Mai Groote

Sa 11.05.2024 14:00 Uhr
Jenseits des Kanons - Gesprächsrunde
Mit: Kerstin Schüssler-Bach, Helmut Seidenbusch,
Karen Stone, Tatjana Gürbaca, Martin G. Berger,
Hannah Schmidt (Moderation)

Sa 11.05.2024 16:00 Uhr
Werke von Clara Schumann, Robert Schumann
Mit: Birgit Seibt (Violine), István-Alexander Gaal (Cello), Heike-Angela Moser (Klavier), Anja Renczikowski (Moderation)
Sa 11.05.2024 18:00 Uhr
Opera semiseria in vier Akten von Louise Bertin
17:00 Einführungsvortrag von Andreas Jacob
Sa 11.05.2024 21:00 Uhr
„Fausto - Mein schönes Fräulein, darf ich's wagen?"
Mit: Marie-Helen Joël und ihren Gästen
So 12.05.2024 11:00 Uhr
Französisches Lied von Louise Bertin bis Germaine Tailleferre
Mit: Lisa Wittig, Nataliia Kukhar und Baurzhan Anderzhanov (Gesang), Atsuko Ota (Klavier), Patricia Knebel (Moderation)

So 12.05.2024 16:30 Uhr
Musikdrama in drei Aufzügen von Richard Wagner
15:45 Einführung im Foyer