Öffentliche Probe "Ein Bericht für eine Akademie"

nach der Erzählung von Franz Kafka
Bühnenfassung von Zafer Tursun



Der Inhalt des Stückes:

Gewaltsam von Westafrika nach Europa entführt, sucht der Affe Rotpeter seinen Ausweg in der radikalen Assimilation: Er trainiert den menschlichen Handschlag, lernt, Pfeife zu rauchen, überwindet mit größter Anstrengung seinen Widerwillen gegen Schnaps und erarbeitet sich einen komplexen Wortschatz. Stück für Stück vollführt Rotpeter so eine vermeintliche Menschwerdung, die ihn letztlich dazu veranlasst, sich selbst den Intellekt eines durchschnittlichen Europäers zu attestieren. Unter Verdrängung seiner Herkunft wie Vergangenheit gelangt er zu materiellem Wohlstand und Anerkennung, als Menschenimitator und Varietékünstler ist er nicht zuletzt gern gesehener Gast auf wissenschaftlichen Kongressen wie privaten Festen. Kafkas Werk gehört zum Kanon der Weltliteratur. Seine Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“ zählt zu den wenigen Arbeiten, die schon zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden. 1917 erschien sie erstmals in der Zeitschrift „Der Jude“ – ein zeitgeschichtlicher Bezug, der die Basis zahlreicher Interpretationsansätze liefert.

Regisseur Zafer Tursun nähert sich Kafkas nachdenklich stimmendem Text aus heutiger Sicht: Seit mehr als 20 Jahren geistert die Idee einer Leitkultur durch die politischen Debatten und noch immer ist gänzlich unklar, was mit ihr gemeint sein soll – ist Deutschland doch zum Glück viel zu heterogen, um das Bild einer einheitlichen Gesellschaft zu zeichnen. Die populäre Forderung an hier Ankommende, sich an Gebräuche der sogenannten Mehrheitsgesellschaft sen, ist dennoch bis heute nicht verstummt. Unter aktuellen Gesichtspunkten beleuchtet Zafer Tursun in seinem Essener Regiedebüt die vielfältigen Aspekte von Rotpeters erzwungener Anpassung und seiner damit einhergehenden Identitätskonstruktion.

Zafer Tursun, 1991 in Köln geboren, studierte Germanistik und Soziologie in Mannheim und Köln. Nach einigen Erfahrungen als Journalist in unterschiedlichen Zeitungsredaktionen zog es ihn letztlich ans Theater. Von 2017 an war er an verschiedenen Häusern in Köln, Essen sowie bei den Nibelungenfestspielen Worms in der Dramaturgie und vor allem in der Regie tätig. Im Februar 2020 gab er mit „Ein Hungerkünstler“ nach Kafka sein Regiedebüt in der Freien Szene Kölns. Seit der Spielzeit 2020/2021 ist er als Regieassistent am Schauspiel Essen engagiert, wo er im Oktober 2020 mit Mitgliedern des Ensembles sowie Studierenden der Folkwang Universität der Künste die Performance „Alphabet der rassistischen Polizeigewalt“ und im April 2022 in der Reihe „Freischuss“ den Abend „Draußen vor den Türen“, einen Diskurs über Flucht, (Nicht-) Ankommen und politische Doppelmoral, realisierte.

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