Das Aalto-Theater

Das von dem finnischen Architekten Alvar Aalto entworfene Aalto-Theater mit seinen 1.125 Plätzen beheimatet nicht nur das Aalto-Musiktheater, das Aalto Ballett Essen und die Essener Philharmoniker, es ist auch eine architektonische Sehenswürdigkeit. Alvar Aalto, der wie Gropius, Mies van der Rohe oder Le Corbusier zu den bedeutendsten Repräsentant*innen der Architektur im 20. Jahrhundert zählt, hat hier sein Konzept der „Humanen Architektur“ – deren oberstes Ziel das Wohlbefinden der Menschen innerhalb der Gebäude ist – konsequent vom Grundriss bis zum Portal verwirklicht. Von der FAZ als "vielleicht schönster deutscher Theaterbau nach 1945" bezeichnet, vereint das Haus vollkommene Ästhetik mit hohem Nutzwert.

Mit seinen organisch fließenden Grundformen und seiner hellen Granitverkleidung erinnert das Aalto-Theater an nordische Landschaften. Die geschwungenen Sitzreihen vor der Bühne und die asymmetrische Form des Auditoriums lehnte der Architekt an das antike Theater in Delphi an. Eine Besonderheit ist der fehlende Bühnenturm: Das Bühnenhaus ist in die Gesamtform des Baukörpers integriert. Bereits 1959 gewann Aalto den Architekt*innenwettbewerb für den Neubau. Bis zur Realisierung seiner Pläne sollten fast 30 Jahre vergehen, in denen sich Diskussionen über den geplanten Bau, Zweifel an der Realisierbarkeit und neue Anläufe zur Verwirklichung abwechselten. Die Eröffnung 1988 erlebte Alvar Aalto nicht mehr, er starb 1976. Die Verzögerungen hatten immerhin ein Gutes: Als Architektur längst der klassischen Moderne zuzurechnen, erfüllt das Aalto-Theater auch im Hinblick auf Gebäude und Bühnentechnik sowie Energieeffizienz modernste Ansprüche.

Das Aalto-Musiktheater gilt als eines der besten Opernhäuser im deutschsprachigen Raum. Mit Beginn der Spielzeit 2022/2023 hat Dr. Merle Fahrholz ihre Arbeit als Intendantin des Aalto-Musiktheaters und der Essener Philharmoniker aufgenommen. Generalmusikdirektor ist seit 2013 Tomáš Netopil. Das Aalto Ballett Essen wird seit 2008 von Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh geführt.
360°-Rundgang
Die einzigartige Architektur des Aalto-Theaters kann man jetzt auch virtuell erleben. Unser digitaler Rundgang bietet einen 360°-Einblick in die Eingangshalle, das Foyer und den Zuschauerraum, bei dem man viel über Geschichte und Architektur des Hauses erfahren kann. Wir danken Marcel Heuer, der das Projekt für uns realisiert hat!
Zahlen & Fakten
Das Aalto-Theater bietet im Parkett und auf zwei Rängen insgesamt 1.125 Zuschauer*innen Platz. Die Portalbreite ist von 10 bis 17 Meter, die Portalhöhe von 5 bis 9,50 Meter stufenlos verstellbar. Es handelt sich um ein typisches Opernportal. Die Bühne besteht aus der Hauptbühne und zwei weiteren Seitenbühnen sowie der Hinterbühne, wobei der Hinterbühnenwagen (15 m tief, 17 m breit) mit eingebauter Drehscheibe, Durchmesser 14 m, bühnen-eben verfahrbar ist. Die gesamte Bühnenfläche beträgt 1750 Quadratmeter, davon 520 Quadratmeter Hauptbühne. Damit zählt die Aalto-Bühne zu den flächenmäßig größten Opernbühnen in Deutschland. Sechs Orchesterpodien, fahrbar von plus 0,20 bis minus 3,00 m, für 100 Musiker gestatten je nach Werk und Aufführungsart eine Positionierung der Musiker*innen auf Parketthöhe ebenso wie in einem unterschiedlich tiefen Graben. Der Schnürboden befindet sich etwa 22 m bis 24 m über Bühnenebene.

Die Bühnenanlage ist eine so genannte Horizontalbühne mit drei vertikal beweglichen Bühnenpodien (plus 4,68 m bis minus 2,53 m à 5 × 17 m), die außerdem bis zu einer Neigung von 1:10 schräg zu stellen sind. 82 Elektromaschinenzüge sowie eine computergesteuerte Ober- und Untermaschinerie helfen bei der vorbildlich personalextensiven Bespielung der Bühne. Die Bühnenbeleuchtung wird von einem Stellwerk System Transtechnik Prisma NT gesteuert, 500 geregelte, 90 direkte Stromkreise stehen zur Verfügung. Die Tontechnik arbeitet mit Pulten der Calrec T-Serie, Midas, M 15, DD 1000, CD, DAT, ProTools. Mikroport = Sennheiser VHF + UHF Beschallung = d & b.

Jährlich finden ca. 175 Vorstellungen von September bis Juli statt, mit ca. 200.000 Besucher*innen pro Spielzeit.
Chronologie des Aalto-Baus
Das Aalto-Theater nach den Entwürfen von Alvar Aalto wurde 12 Jahre nach seinem Tod und nach 30 Jahren Planungsgeschichte fertiggestellt.

1959
Entscheidung über den von der Stadt Essen im Einvernehmen mit der Gesellschaft zur Förderung des Theaterneubaus veranstalteten Wettbewerb für den Neubau eines Opernhauses, den Alvar Aalto mit seiner Konzeption wegen der „hervorragenden künstlerischen Qualität mit großem Abstand vor den übrigen Architekten” gewann.

1964 – 1976
Planungen und Überarbeitungen der im Wettbewerb vorgestellten Konzeption unter Berücksichtigung veränderter Programmvorgaben.

1979
Nach Fertigstellung des Rathausneubaues beschließt der Rat der Stadt Essen am 19. Juni, das Theater nach den Plänen von Alvar Aalto zu errichten.

1981
Gründung der Gemeinnützigen Theater-Baugesellschaft Essen mbH, die in ihrer Eigenschaft als Bauherrin des Theaters Planungsbüros beauftragt, um den Entwurf von Alvar Aalto unter künstlerischer Beratung von Frau Elissa Aalto fortzuführen.

1983
Auf der Grundlage des Entwurfs und des „vorgezogenen” Kostenanschlags beschließt der Rat der Stadt Essen die Finanzierungszusage, und der Aufsichtsrat der Theater-Baugesellschaft gibt grünes Licht für den Bau. Am 15. November 1983 erfolgt der „erste Spatenstich”. Die ca. 9000 m3 große Baugrube mußte wegen unterschiedlicher Gründungstiefen einzelner Gebäudeteile zwischen 10 m und 15 m tief ausgehoben werden. Ab 4,50 m Tiefe verlaufende Kohleflöze erschwerten den Aushub. Die Gründung des Theaters erfolgt im Fels (Karbon). Von der Gründungssohle ab bis zu einer Tiefe von 25 m waren vertikale Stahlrohre von 50 bis 100 cm Durchmesser als Hüllrohre zur Aufnahme der Podientriebstöcke für die Bühnenuntermaschinerie und des Teleskophubstempels des großen Kulissenaufzugs abzuteufen. Das Gebäude wurde aus akustischen Gründen in 16 vollständig getrennten Einzelbauteilen hergestellt und wuchs schachbrettartig in die Höhe. Aus terminlichen und wirtschaftlichen Gründen sind mehr als 50% der Decken und Brüstungen und mehr als 20% der Unterzüge und Treppenläufe als Betonfertigteile eingebaut worden.

1986 – 1987
Im Juli 1986 ist die Fassade (Natursteinplatten und Fenster) geschlossen und das Kupferfalzdach fertiggestellt. Die Arbeiten an den haus- und bühnentechnischen Anlagen werden fortgeführt; mit den Arbeiten des baulichen Ausbaus wird begonnen. Im Januar 1987 fällt der Aufsichtsrat der Theater-Baugesellschaft die Entscheidung, den Bildhauer Ulrich Rückriem mit der Skulptur im Außenbereich zu beauftragen.

1988
Ab Januar wird das fertiggestellte Theatergebäude abschnittsweise durch die Theater und Philharmonie Essen GmbH bezogen. Am 15. September 1988 nahmen am „Tag der offenen Tür” 80.000 Menschen die Gelegenheit wahr, das Theater kennenzulernen. Am 25. September 1988 feierliche Eröffnung des Aalto-Theaters im Beisein des finnischen Staatspräsidenten Mauno Koivisto, des Bundespräsidenten Richard von Weizsäckers, des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalens Johannes Rau und des Essener Oberbürgermeisters Peter Reuschenbach mit der Wagner-Oper „Die Meistersinger von Nürnberg”.
Weitere Links
Wissenswertes zu Ihrem Theaterbesuch
Adresse
Aalto-Theater
Opernplatz 10
45128 Essen