Essener Philharmoniker — Spielzeit 2024/2025

Liebes Publikum,

nach den Feierlichkeiten ist vor den Feierlichkeiten, und dasselbe gilt für Jubiläen. Nachdem die Essener Philharmoniker stolz ihr 125-jähriges Bestehen begehen durften, stehen in der Spielzeit 2024/2025 wieder Komponistenjubiläen an.
Giacomo Puccini starb am 29. November 1924, der Walzerkönig Johann Strauß (Sohn) erblickte am 25. Oktober 1825 das Licht der Welt. Dies nehmen wir zum Anlass, beim Sinfoniekonzert IV im November selten gehörte Orchesterwerke von Puccini zu Gehör zu bringen, ebenso wie seine „Messa di Gloria“ mit Alejandro Del Angel und Massimo Cavalletti als Solisten. Mir als in Italien geborenem und aufgewachsenem Dirigenten liegt dieses Werk besonders am Herzen, nicht zuletzt, da diese Komposition eng mit der Oper „Manon Lescaut“ verbunden ist. Im „Benedictus“ gibt es beispielsweise eine sanfte Melodie für Bariton, die einen Satz für das Menuett im zweiten Akt der Oper lieferte. Auch das „Agnus Dei“ für Tenor und Bariton-Solo verwendete er im Madrigal von „Manon Lescaut“, wo die Worte „Dona nobis pacem“ vom Orchester wiederholt werden. Dem aus Wien stammenden Johann Strauß widmen wir das Neujahrskonzert, um beschwingt in das Jubiläum und in das neue Jahr hineinzufeiern.

Dieses beginnt bereits im Januar mit zwei Konzerten geleitet von Dirigenten, die einen sehr eigenen musikalischen Personalstil haben. Yoel Gamzou dirigiert eine Uraufführung des Komponisten Florian Kovacic sowie Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert, wofür die weltweit gefeierte israelisch-deutsche Klarinettistin Sharon Kam zu Gast ist. Alondra de la Parra bringt ein Programm mit, in dem es von Schelmen und Gauklern wimmelt, von Strauss’ „Till Eulenspiegel“ hin zu Strawinskys „Petruschka“ sowie Henri Dutilleux’ „Tout un monde lointain ...“ mit dem Ausnahmecellisten Maximilian Hornung.

Der Wiener Klassik ist das Sinfoniekonzert IX gewidmet, wobei Haydns „Nelsonmesse“, die „Messe in angustiis“ im Mittelpunkt steht – ein in Moll stehendes Werk, das in Zeiten der Bedrängnis geschrieben und uraufgeführt wurde, in den Jahren der napoleonischen Kriege. 2025 ist nicht nur das Jahr des Komponistenjubiläums von Johann Strauß, sondern markiert im Mai 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs – sowie 76 Jahre Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, ein wichtiger Eckpfeiler unserer Demokratie. Es ist uns ein Anliegen, mit unserer Kunst darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, uns immer wieder für ein Leben in Frieden und Freiheit einzusetzen. Hierfür steht auch Beethovens Neunte, die wir in einem Sonderkonzert im November zusammen mit dem Essener Jugend-Symphonie-Orchester und mehreren Chören auf die Bühne bringen, in einer Bearbeitung von Gustav Mahler.

Gustav Mahler und seine Frau Alma spielen im Frühjahr 2025 in unserem Konzertprogramm sowie übergreifend in der Kooperation „DOPPELBILDNISSE. Alma Mahler- Werfel im Spiegel der Wiener Moderne“ mit dem Museum Folkwang, der Philharmonie Essen, der Folkwang Universität der Künste sowie der Alten Synagoge eine wichtige Rolle (siehe S. 19). Lieder von Alma Mahler stehen im Sinfoniekonzert VIII auf dem Programm, neben Werken von Anna Clyne, Kaija Saariaho und Charlotte Sohy. Hiermit eröffnen wir die zweite Ausgabe des Komponistinnenfestivals „her:voice“, in dessen Begleitprogramm wir uns künstlerisch und wissenschaftlich u. a. mit Alma Mahler-Werfel auseinandersetzen. In diesem Umfeld stehen die Aufführungen von Zemlinskys „Seejungfrau“ unter der Leitung von Axel Kober oder von Gustav Mahlers 5. Sinfonie. Letztere auf das Programm zu setzen, war uns ein wichtiges Anliegen – ein Werk von überwältigender Schönheit, die die Essener Philharmoniker bestens zum Erklingen zu bringen verstehen.

Die Kooperation mit der Philharmonie Essen findet sich in vielen weiteren Bereichen wieder, sei es in dem spartenübergreifenden Abend „Wien um 1900“, dem Sonderkonzert zu 20 Jahre Kuhn-Orgel, gemeinsamen Programmen der Kulturvermittlung oder dem künstlerischen Austausch, der sich auch darin zeigt, dass die Porträtkünstlerin der Philharmonie, Anna Vinnitskaya, gemeinsam mit den Essener Philharmonikern Rachmaninows 1. Klavierkonzert interpretieren wird.

Den Abschluss des Konzertjahres bildet ein besonderes Projekt, das wir mit im Rahmen des „Orchester des Wandels“, einem Verein, der sich für Nachhaltigkeit einsetzt, engagierten Musiker*innen der Philharmoniker sowie dem Regisseur Anselm Dalferth gemeinsam kreieren: Im Mittelpunkt des Programms steht die Auseinandersetzung mit dem lebenswichtigen Element Wasser, doch dieses Konzert wird eine ungewöhnliche akustische und sinnliche Erfahrung sein, ein Hörerlebnis der besonderen Art, u. a. mit Werken, die uns eigentlich allgegenwärtig sind.

Wir freuen uns darauf, Sie in unseren Sinfoniekonzerten, den Kammerkonzerten, den Abenden der KlassikLounge oder den zahlreichen Programmen für Kinder und Jugendliche begrüßen zu dürfen!
Dr. Merle Fahrholz
Intendantin des Aalto Musiktheater
und der Essener Philharmoniker

Andrea Sanguineti
Generalmusikdirektor der
Essener Philharmoniker