Schauspiel Essen — Spielzeit 2025/2026

Neues Deutsches Theater

Liebes Publikum,

„Neues Deutsches Theater – Resistance“ ist das Motto, mit dem wir Sie in der Spielzeit 2025/2026 ins Schauspiel Essen einladen möchten. In der letzten Saison haben wir mit „Common Ground“ in unserem Programm nach Gemeinsamkeiten, nach einem „Wir“ gesucht. Jetzt freuen wir uns darauf, im Laufe der nächsten Spielzeit spielerisch, künstlerisch und in den Begegnungen mit Ihnen darüber nachzudenken, wie Widerstand produktiv sein kann – wie wir gemeinsam für eine demokratische, gleichberechtigte Gesellschaft, für die Kunst als Möglichkeitsort wirken können.

„Resistance“ beschreibt für uns eine Haltung und auch einen Appell. Theater haben die Kraft Orte zu sein, an denen Gesellschaften über sich selbst nachdenken. Wir erleben in unserer Zeit Entwicklungen, die demokratische Selbstverständlichkeiten tiefgreifend in Frage stellen. Der internationale Aufstieg von Autokratien fordert auch uns als Theater heraus, Haltung zu zeigen und unsere Institution als offenen Ort für alle zu erhalten.

„Wenn autokratische Kräfte nach der Macht greifen und demokratische Institutionen immer schwächer werden, ist Revolte die einzige Hoffnung: das Aufbegehren für Freiheit und Teilhabe im Zeichen der gegenseitigen Hilfe“ schreibt der Autor Michael Ebmeyer in seinem Essay „Revolte. Zur Aktualität einer Idee“.

Diesen Gedanken aufgreifend verfolgen wir das Thema „Resistance“ nicht nur in unseren neuen Premieren, sondern verbinden uns in der nächsten Spielzeit über unsere Produktionen hinaus noch stärker mit Menschen und Organisationen in der Stadt, die sich für ein demokratisches Miteinander einsetzen.

Wir starten die Spielzeit 2025/2026 im Grillo-Theater mit der Uraufführung von „Angst und Schrecken in Mykene“, einer Antikenbearbeitung des Autors und Regisseurs Felix Krakau, der den Aufstieg und Untergang der antiken Stadt Mykene mit Figuren und Motiven aus Stücken von Aischylos, Seneca, Homer und eigenen Texten nachvollzieht. Auch die folgenden vier Premieren in der ersten Spielzeithälfte verbindet die Auseinandersetzung damit, was vor und nach Kipppunkten in Gesellschaften passiert – und der Blick auf das Heute und die Zukunft: „Am Königsweg / Endsieg“ von Elfriede Jelinek (Regie: Alina Fluck), Becketts „Endspiel“ (Regie: Emel Aydoğdu, Co-Leiterin des Jungen Theater Wiesbaden), die Uraufführung des neuen AR-Stückes „Memories of snow“ (Künstlerische Leitung: Roman Senkl /minus.eins.labs) und die Produktion „Lebendige Stolpersteine“, ein theatraler Gang durch die jüdische Geschichte Essens der israelischen Regisseurin Sapir Heller, in Kooperation mit der Alten Synagoge Essen.

Unser Familienstück in diesem Jahr, der Kinderbuch-Klassiker „Pinocchio“ in der Fassung und Regie von Henner Kallmeyer, ist eine liebevolle Einladung auf die Reise eines jungen Menschen, entlang von Wahrheit und Lüge.

In der zweiten Spielzeithälfte tauchen wir noch tiefer ein in die Beschäftigungen mit lokalen sowie internationalen Gemeinschaften, Nachbarschaften oder Verbindungen von Menschen. Mit der Premiere von „The Lottery“ nach der berühmten Kurzgeschichte der US-amerikanischen Autorin Shirley Jackson wird erstmalig eine Inszenierung der formal- experimentell arbeitenden Regisseurin Marie Schleef in Essen zu sehen sein, deren Arbeiten u. a. zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden. Als Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen bringen wir das Gewinnerstück des „Neuen Volksbühnenpreises für Theaterliteratur“ „Maus, Geld, Gespenst“ der Autorin Sunan Gu auf die Bühne (Regie: Ruth Mensah), das zwischen Peking und Berlin ein schillerndes Figurengeflecht entwirft – die Uraufführung wird im Eröffnungsreigen der Ruhrfestspiele in Recklinghausen stattfinden, die Essener Premiere im Grillo- Theater. Im neuen Stück der Autorin Anaïs Clerc „faulender Mond“ (Regie: Viviane Prägant) werden Klassismusfragen und die Grenzen der Empathie ausgelotet.

Mit drei weiteren Produktionen, neben „Lebendige Stolpersteine“, bespielen wir in der zweiten Spielzeithälfte die Stadt: „Futura: Der Berg“ (Regie: Marguerite Windblut, Felipe Rivadeneira) tourt ab Januar als Stück ab 4 Jahren durch Kitas und Grundschulen, wird aber auch in der ADA zu sehen sein. Das Stück „setup.school(). Die Lernmaschine“, ein theatrales Game von machina Ex ab 12 Jahren, spielt in Klassenzimmern an weiterführenden Schulen. Als große Abschlussinszenierung mit Premiere im Juni erkundet das partizipative Theater-Spektakel „500 Meter“ von Christoph Frick und Lothar Kittstein gemeinsam mit Akteur*innen der Essener Innenstadt den Stadtraum rund um das Grillo-Theater – ganz im Sinne des Sprichwortes „Einen guten Nachbarn zu haben ist wichtiger, als ein schönes Haus zu besitzen!“

Wir freuen uns sehr auf alle Begegnungen mit Ihnen!

Selen Kara
Intendantin des Schauspiel Essen

Christina Zintl
Intendantin des Schauspiel Essen