Schauspiel Essen

Spielzeit 25/26

„Neues Deutsches Theater – Resistance“
Selen Kara und Christina Zintl, die Intendantinnen des Schauspiel Essen, haben heute im Essener Grillo-Theater gemeinsam mit den Dramaturginnen Margrit Sengebusch und Katharina Rösch (Stadt-Dramaturgie) sowie Aline Bosselmann und Lukas Aschenreiter (Stadt-Vermittlung) ihre Pläne und Ideen für die Spielzeit 2025/2026 vorgestellt. Nach den Themen „Under Construction“ und „Common Ground“ begleitet in ihrer dritten Spielzeit der Zusatz „Resistance“ die Idee des „Neuen Deutschen Theaters“.
„Wir erleben in unserer Zeit Entwicklungen, die demokratische Selbstverständlichkeiten tiefgreifend in Frage stellen. ‚Resistance‘ beschreibt für uns eine Haltung und einen Appell. Wir freuen uns darauf, im Laufe der nächsten Spielzeit spielerisch, künstlerisch und in den Begegnungen mit dem Publikum darüber nachzudenken, wie Widerstand produktiv sein kann – wie wir gemeinsam für eine demokratische, gleichberechtigte Gesellschaft, für die Kunst als Möglichkeitsort wirken können“, erläutern Kara und Zintl ihr Motto für die nächste Saison. „Der internationale Aufstieg von Autokratien fordert auch uns als Theater heraus, Haltung zu zeigen und unsere Institution als offenen Ort für alle zu erhalten.“
„‚Resistance‘ beschreibt für uns eine Haltung und einen Appell.“
Selen Kara und Christina Zintl, Intendantinnen des Schauspiel Essen
Insgesamt zwölf Premieren, von denen drei Uraufführungen sind, stehen in der Saison 2025/2026 auf dem Programm des Schauspiel Essen, fünf kommen im Grillo-Theater heraus, drei in der kleinen Spielstätte ADA im Grillo-Theater und vier im Stadtraum. Eröffnet wird die Spielzeit am 19. September 2025 im Grillo-Theater mit der Uraufführung von „Angst und Schrecken in Mykene“, einer Antikenbearbeitung von Regisseur und Autor Felix Krakau, der den Aufstieg und Untergang der antiken Stadt Mykene mit Figuren und Motiven aus Stücken von Aischylos, Seneca, Homer und eigenen Texten nachvollzieht. Nur einen Tag später, am 20. September 2025, folgt in der ADA Elfriede Jelineks Text Am Königsweg/Endsieg“, mit dem die Nobelpreisträgerin auf die Wahl Trumps 2016 und seine Wiederwahl 2024 reagiert hat (Regie: Alina Fluck). Rund um die beiden Premieren lädt das Schauspiel Essen an dem Wochenende zu besonderen Formaten mit Gesprächen, Begegnungen und öffentlichen Premierenfeiern ein.
Die drei folgenden Premieren verbindet ebenfalls die Auseinandersetzung damit, was vor und nach Kipppunkten in Gesellschaften passiert – und sie richten den Blick auf das Heute und die Zukunft: Zunächst am 10. Oktober 2025 die Uraufführung von „Memories of snow“ von der rumänischen Autorin Teona Galgoţiu und dem Digitalkünstler Roman Senkl, die verschiedene Texte über Generationenkonflikte, die Klimakrise und die Angst vor Veränderung humorvoll und berührend in eine hybride, experimentelle Augmented-Reality-Gaming-Installation in der ADA übersetzen. Es folgt Samuel Becketts „Endspiel“ (Regie: Emel Aydoğdu) am 11. Oktober 2025 im Grillo-Theater: eine makabre Komödie in einer zerstörten Welt, in der keine Natur mehr existiert und in der Hoffnung und Grausamkeit als letztes sterben. Am 09. November 2025 ist Premiere für „Lebendige Stolpersteine“: ein theatraler Gang durch die Stadt Essen von der israelischen Regisseurin Sapir Heller, bei dem sie die bewegte und verhängnisvolle Geschichte jüdischer Bürger*innen und ihr Wirken bis in die Gegenwart theatral und multimedial vergegenwärtigt (in Kooperation mit der Alten Synagoge Essen).

Das Familienstück für alle ab 6 Jahren ist in diesem Jahr der Kinderbuch-Klassiker „Pinocchio“ in der Fassung und Regie von Henner Kallmeyer. Premiere ist am 15. November 2025 im Grillo-Theater. Die ersten beiden Premieren im neuen Jahr sprechen ebenfalls speziell junges Publikum an und gehen darüber hinaus direkt in die Stadt: „Der Berg“ ist eine mobile Produktion ab 4 Jahren, die ab Januar 2026 in die Kitas und Grundschulen tourt, aber auch in der ADA zu sehen sein wird. Das Stück „setup.school(). Die Lernmaschine“, ein theatrales Game von machina Ex ab 12 Jahren, spielt in Klassenzimmern an weiterführenden Schulen (Premiere: 26. Februar 2026).

Mit der Grillo-Premiere am 28. Februar 2026 von „The Lottery“ nach der berühmten Kurzgeschichte der US-amerikanischen Autorin Shirley Jackson wird erstmalig eine Inszenierung der formal-experimentell arbeitenden Regisseurin Marie Schleef in Essen zu sehen sein, deren Arbeiten u. a. zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurden. Im neuen Stück der Autorin Anaïs Clerc „faulender Mond“ werden Klassismusfragen und die Grenzen der Empathie ausgelotet. Premiere der Inszenierung von Viviane Prägant ist am 30. April 2026 in der ADA. Als Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen kommt am 07. Mai 2026 – drei Tage nach der Uraufführung in Recklinghausen – das Gewinnerstück des „Neuen Volksbühnenpreises für Theaterliteratur“ im Grillo-Theater heraus: „Maus, Geld, Gespenst“ von Sunan Gu in der Regie von Ruth Mensah. Ein Stück, das zwischen Peking und Berlin ein schillerndes Figurengeflecht entwirft.
Als große Abschlussinszenierung mit Premiere am 05. Juni 2026 erkundet das partizipative Theater-Spektakel „500 Meter“ von Christoph Frick und Lothar Kittstein gemeinsam mit Akteur*innen der Essener Innenstadt den Stadtraum rund um das Grillo-Theater – ganz im Sinne des Sprichwortes „Einen guten Nachbarn zu haben ist wichtiger, als ein schönes Haus zu besitzen!“
v.l.: Tobias Drapp (Künstlerischer Betriebsdirektor), Margrit Sengebusch (Dramaturgin), Christina Zintl (Co-Intendantin Schauspiel Essen), Aline Bosselmann (Theaterpädagog*in), Katharina Rösch (Dramaturgin), Lukas Aschenreiter (Theaterpädagoge), Selen Kara (Co-Intendantin Schauspiel Essen) (Foto: TUP)
Reihen und Specials werden auch in der kommenden Spielzeit fortgeführt wie die Talk-Reihe „Materien“ der Autorin und Journalistin Fatma Aydemir im Café Central mit prominenten Gästen. Freuen dürfen sich die Zuschauer*innen wieder auf weitere Ausgaben der „Bar Jeder Kunst“, die Abende für alle Sinne, voller Musik, Poesie, Wein und Speisen umfasst, sowie auf das Format „Central Alive“, in dem sich Ensemblemitglieder des Schauspiel Essen mit eigenen künstlerischen Abenden im Café Central präsentieren. Darüber hinaus wird es auch in den Begegnungs- und Gesprächsformaten um das zentrale Spielzeit-Thema „Resistance“ gehen. So werden im Rahmen der Talkreihe „Resistance“ im Café Central Gäste aus der Stadt und überregional, die sich im Feld zwischen künstlerischer Arbeit und zivilgesellschaftlichem Engagement bewegen, über Formen des Widerstandes und die Verteidigung der Demokratie sprechen.
Die partizipative Arbeit im Bereich der Stadt-Dramaturgie wird fortgesetzt: So wird der seit zwei Jahren bestehende Beirat aus Essener Bürger*innen, die „Critical Friends“ die Prozesse am Schauspiel weiterhin (kritisch) begleiten und Verbindungen zwischen Stadt und Theater aktiv mitgestalten, unter anderem mit ihrem Format „Willst du mit mir (ins Theater) gehen?“, bei dem sie Bürger*innen einladen, gemeinsam Vorstellungen zu besuchen. Im Frühjahr 2026 wird es im Grillo-Theater nach der ersten, erfolgreichen Ausgabe 2024 wieder das transkulturelle Fest „Nur für Frauen*“ in Kooperation mit Frauen* und Initiativen aus Essen geben.
Unter dem Titel „Entdecken und Mitmachen“ öffnet das Team des Schauspiel Essen weiterhin in ganz unterschiedlichen Formaten und theaterpädagogischen Angeboten das Theater für die Stadt Essen und die Menschen, die in ihr leben. Auch die drei „Stadt-Ensemble-Clubs“ gibt’s in der nächsten Spielzeit wieder, die Theaterbegeisterten aus der Stadt Raum, Zeit und Leidenschaft bieten, um selbst Theater zu spielen. In der neuen Saison erarbeiten „Die Dramonen“ für 9-14-Jährige, „Die Positronen“ für 15-25-Jährige und „Die Interzonen“ für alle zwischen 16 und 99 Jahren gemeinsam eine Theaterproduktion. Ein umfangreiches theaterpädagogisches Programm bietet die Stadt-Vermittlung für alle Neugierigen, für Kitas und Schulen.